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Herausforderungen im Spitex-Alltag: Gefährliche Situationen können verhindert werden

08.02.2022

 

Edith Mohr, Leiterin der Psychiatrie Spitex Region Birs, erzählt in diesem eindrücklichen Interview, wie sich Mitarbeitende der Spitex in herausfordernden Situationen selbst schützen und deeskalierend einwirken können. 

Die Mitarbeitenden der Spitex Region Birs und der Spitex Pratteln-Augst-Giebenach sind oft früh morgens oder spät abends in der Dunkelheit unterwegs und üben ihre Arbeit meist alleine in den Privaträumen der Klientinnen und Klienten aus.

In diesem Artikel sprechen wir mit Edith Mohr. Sie ist Teamleiterin des Psychiatrieteams der Spitex Region Birs und arbeitet bereits seit 10 Jahren im Bereich der ambulanten Psychiatrie. Von ihr erfahren wir, welche Herausforderungen Mitarbeitende der Spitex antreffen können und wie man sich in akuten Situationen schützen kann. In internen Schulungen und Fallbesprechungen, die seit Neustem angeboten werden, sensibilisiert sie unsere Mitarbeitenden auf potenziell gefährliche Situationen und vermittelt ihnen, wie diese frühzeitig erkannt oder sogar verhindert werden können. 


Herausforderndes Verhalten aufgrund von Krankheit und Überforderung
Spitex-Mitarbeitende treffen immer wieder auf herausfordernde Situationen. Dies kann bei Klientinnen und Klienten mit psychiatrischen Diagnosen, die mit einem erhöhten Aggressionspotential einhergehen, oder bei demenziellen Erkrankungen der Fall sein. Durch eine Frontallappendemenz beispielsweise erfahren die Betroffenen eine Enthemmung, welche zu aggressivem Verhalten, aber auch zu sexuell motivierten körperlichen Übergriffen führen kann.
Klientinnen und Klienten können auch allein durch die reine Überforderung mit der eigenen Situation, zum Beispiel durch eine krankheitsbedingte Verschlechterung, ungehalten gegenüber unseren Mitarbeitenden reagieren. “Das funktioniert wie ein Ventil, an dem Druck abgelassen wird” erklärt Edith Mohr. 

Wie funktioniert Deeskalation? 
Dementsprechend ist es elementar, die Mitarbeitenden für solche Situationen zu sensibilisieren. Eine aggressive oder gewalttätige Handlung kündige sich so gut wie immer an, so Mohr. Dies kann an einer veränderten Mimik oder Gestik, wie an einem wütenden Gesicht, plötzlichem Weinen oder einem hochroten Kopf erkannt werden. Auch verbale wütende oder abweisende Äusserungen zeigen auf, wenn sich Personen unter Druck fühlen. Werden diese Anzeichen ernst genommen, kann manche Eskalation verhindert werden.
Druck zu erzeugen ist nicht ratsam, wenn es darum geht, eine Situation zu deeskalieren. Mohr rät dazu, einen Schritt zurückzugehen und eine kurze Auszeit einzulegen. Dies kann dabei helfen, die Gemüter wieder zu beruhigen und die Situation zu klären. Bei Klientinnen und Klienten, welche aufgrund ihrer Krankheit den Grund der pflegerischen Leistung nicht erkennen, hilft es, Verständnis für ihre Sichtweise zu zeigen und partnerschaftlich die Ziele der Pflegeeinsätze zu verhandeln.
Neben Schulungen und Fallbesprechungen, sind auch Selbstverteidigungskurse ein bewährtes Mittel, um Mitarbeitende für kritische Situationen zu rüsten. Allein das Wissen, sich wehren zu können, falls es nötig wird, gibt Selbstvertrauen und vermittelt Sicherheit. Auch hier unterstützen die Spitex Region Birs und Spitex Pratteln-Augst-Giebenach das Personal und übernehmen einen Teil dieser Kurskosten. 

Nicht den Helden spielen
Der Schutz unserer Mitarbeitenden steht während den Einsätzen immer an erster Stelle. Das ist bei beiden Spitex-Betrieben selbstverständlich. Es ist wichtig, immer einen Fluchtweg im Kopf zu haben und darauf zu achten, dass Türen nicht verschlossen sind. In potenziell gefährlichen Situationen ist der Selbstschutz und das Schaffen von Distanz das einzig Richtige. “Nicht den Helden spielen” lautet hier die Devise. Sobald es sich um eine potenzielle Fremd- oder Selbstgefährdung handelt, muss der Notfallpsychiater hinzugezogen werden und – je nach Situation - sogar die Polizei.

Neue Schutzmassnahmen 
Die Spitex Region Birs und Spitex Pratteln-Augst-Giebenach wollen ihre Mitarbeitenden mit dem nötigen Rüstzeug ausstatten, damit sie den Herausforderungen, die in ihrem Beruf dazu gehören, noch besser gewachsen sind. Dafür wurden verschiedene Angebote für die Mitarbeitenden ins Leben gerufen: 

  • die Kostenbeteiligung bei einem Selbstverteidigungs- oder Selbstbehauptungskurs
  • das Bereitstellen eines Taschenalarms 
  • interne Schulungen und Fallbesprechungen durch Edith Mohr, Teamleiterin des Psychiatrie-Teams der Spitex Region Birs. 
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